Gickelschlagen am Rosenmontag in Strötzbach
In meinem Geburtsort Strötzbach gab es in meiner Jugendzeit am
Rosenmontag den alten Brauch des "Gickelschlagens". Nun, da ich schon lange dort nicht mehr wohne, habe ich einige
alte SW-Negative aus jener Zeit entdeckt und bearbeitet.
Mitte der 1970er Jahre fotogrfierte ich das "Stretzbicher Gickelschloache". Man
konnte sich zu Beginn der Veranstaltung ein oder mehrere Lose
kaufen, die dann in der Reihenfolge der Losnummern dazu berechtigten, einen
Schlag mit dem Dreschflegel auf einen umgedrehten Bierkrug auszuführen. Ziel war
es, den Bierkrug zu treffen und zu zerschlagen. Im
Prinzip wäre das ja recht einfach gewesen, wenn da nicht die Hahnenmaske und das
schreiende Publikum gewesen wäre. Der "Gickelschläger" bekam eine
Hahnenmaske aufgesetzt, bei der die Autgenlöcher verklebt waren und die
Sicht nach unten durch ein Tuch versperrt wurde. Ausgestattet mit dem
Dreschflegel wurde er dann im Kreis
rumgeführt und dabei auch mehrmals um die eigene Achse gedreht, so dass er die
Orientierung verlor. Das Publikum schrie dazu
lauthals Anweisungen wie rechts, links, vor und haach hie (hau zu), die zum
einen unter der Maske schwer zu verstehen waren und zum anderen auch
widersprüchlich waren. Es gab nämlich eine starke Konkurrenz zwischen
den Strötzbachern und Teilnehmern aus anderen Ortschaften, so dass je nach
Zugehörigkeit auch falsche Kommandos zugerufen wurden.
Zerschlug einer den Bierkrug
in Stücke (ein einfacher Treffer oder ein nur abgeschlagener Henkel
reichten, soweit ich mich erinnere, nicht), bekam er als Preis
einen lebenden Gickel (Hahn). In der Regel, besonders wenn ein Strötzbacher den
Gickel gewonnen hatte, ging es dann in die örtliche Gaststätte und es wurde gefeiert.
Dabei bekam der Gickel auch Schnaps zu trinken, bis
er herumtorkelte. Oftmals überlebte der Gickel die Kerb auch nicht, denn der
Gastwirt (de Wedds Erich) war als Metzger ausgebildet und schlachtete auf Wunsch den Hahn und
Imelda, seine Frau, bereitete ihn für den Sieger zu.
Wenn Sie weitere Informationen zum Gickelschlagen oder Erinnerungen an diesen alten Brauch haben, dann würde ich mich freuen, wenn Sie mir eine E-Mail schicken.
Aufgenommen mit der guten alten Minolta SR-T 101. Die alten, schon etwas angestaubten und körnigen SW-Negative habe ich mit einer Digitalkamera abfotografiert und in Lightroom in Positive umgewandelt.
Wie ich dem Internet entnehme, gibt es auch im neuen Jahrtausend diesen Brauch noch. Siehe dazu: