Wolfgang Pfeifer

Gickelschlagen am Rosenmontag in Strötzbach

In meinem Geburtsort Strötzbach gab es in meiner Jugendzeit am Rosenmontag den alten Brauch des "Gickelschlagens". Nun, da ich schon lange dort nicht mehr wohne, habe ich einige alte SW-Negative aus jener Zeit entdeckt und bearbeitet.
Mitte der 1970er Jahre fotogrfierte ich das "Stretzbicher Gickelschloache". Man konnte sich zu Beginn der Veranstaltung ein oder mehrere Lose kaufen, die dann in der Reihenfolge der Losnummern dazu berechtigten, einen Schlag mit dem Dreschflegel auf einen umgedrehten Bierkrug auszuführen. Ziel war es, den Bierkrug zu treffen und zu zerschlagen. Im Prinzip wäre das ja recht einfach gewesen, wenn da nicht die Hahnenmaske und das schreiende Publikum gewesen wäre. Der "Gickelschläger" bekam eine Hahnenmaske aufgesetzt, bei der die Autgenlöcher verklebt waren und die Sicht nach unten durch ein Tuch versperrt wurde. Ausgestattet mit dem Dreschflegel wurde er dann im Kreis rumgeführt und dabei auch mehrmals um die eigene Achse gedreht, so dass er die Orientierung verlor.  Das Publikum schrie dazu lauthals Anweisungen wie rechts, links, vor und haach hie (hau zu), die zum einen unter der Maske schwer zu verstehen waren und zum anderen auch widersprüchlich waren. Es gab nämlich eine starke Konkurrenz zwischen den Strötzbachern und Teilnehmern aus anderen Ortschaften, so dass je nach Zugehörigkeit auch falsche Kommandos zugerufen wurden.
Zerschlug einer den Bierkrug in Stücke (ein einfacher Treffer oder ein nur abgeschlagener Henkel reichten, soweit ich mich erinnere, nicht), bekam er als Preis einen lebenden Gickel (Hahn). In der Regel, besonders wenn ein Strötzbacher den Gickel gewonnen hatte, ging es dann in die örtliche Gaststätte und es wurde gefeiert. Dabei bekam der Gickel auch Schnaps zu trinken, bis er herumtorkelte. Oftmals überlebte der Gickel die Kerb auch nicht, denn der Gastwirt (de Wedds Erich) war als Metzger ausgebildet und schlachtete auf Wunsch den Hahn und Imelda, seine Frau, bereitete ihn für den Sieger zu.

Wenn Sie weitere Informationen zum Gickelschlagen oder Erinnerungen an diesen alten Brauch haben, dann würde ich mich freuen, wenn Sie mir eine E-Mail schicken.

anzeigen anzeigen anzeigen anzeigen anzeigen anzeigen anzeigen anzeigen anzeigen anzeigen anzeigen anzeigen anzeigen anzeigen anzeigen anzeigen

Aufgenommen mit der guten alten Minolta SR-T 101. Die alten, schon etwas angestaubten und körnigen SW-Negative habe ich mit einer Digitalkamera abfotografiert und in Lightroom in Positive umgewandelt.

Wie ich dem Internet entnehme, gibt es auch im neuen Jahrtausend diesen Brauch noch. Siehe dazu:
Kerbgesellschaft Strötzbach
Markt Mömbris: Traditionelle Veranstaltungen
Youtube: Gickelschlagen in Strötzbach